Die Hintergründe zum Release:
Wir schreiben das Jahr 2015, es gibt drängende Probleme, die Deutschland zusammen mit der Weltgemeinschaft angehen sollte und muss: Klimawandel, Kinder- und Sklavenarbeit, Umweltverschmutzung, viele Krisenherde, die durch Profit und aggressive Außen- und Wirtschaftspolitik erzeugt werden, usw.
Tatsächlich war der größte Krisenherd jedoch ein Problem, dass die meisten Menschen hinter sich gelassen geglaubt haben und bereits in der Vergangenheit auf der Agenda stand und abgehakt sein sollte: Neonazis und das Rücken der Gesellschaftsmitte nach rechts.
Obwohl sich mittlerweile immer weniger Leute als solche bezeichnen, hat der latente sowie (vor allem in den sozialen Netzwerken) offene Rassismus extrem zugenommen – oder besser gesagt, mussten viele desinformierte Kleinbürger durch die allgegenwärtige Flüchtlingsdebatte ihre Maske abnehmen und haben gezeigt, was seit jeher darunter verborgen war.
Man sollte meinen, dass so etwas nach 1945 und seit den rechtsextremen Ausschreitungen Anfang der 90er nicht mehr möglich sein sollte, doch 2015 gab es tatsächlich 924 Übergriffe auf Flüchtlingsheime, davon 126 (!) Brandanschläge, 150 tätliche Angriffe auf Flüchtlinge sowie 287 fremdenfeindliche Demonstrationen. Wer für unsere Verfassung eintritt oder einen Satz aus dieser zitiert, wird als „linksextrem“ oder „linksgrün versiffter Gutmensch“ bezeichnet – meist noch mit mind. 10 Ausrufezeichen und mehr Rechtschreibfehlern als Buchstaben.
Die rechtsgewalttätigen Ausschreitungen Anfang der 90er waren Anlass für „die Ärzte“ „Schrei nach Liebe“ zu schreiben. Nun befinden wir uns gesellschaftlich wieder einmal in der Position, dass Ressentiments und offener Hass gegen Menschen anderer Herkunft zunehmen und deshalb hat Gerhard Torges die „Aktion Arschloch“ ins Leben gerufen, um „Schrei nach Liebe“ (mit Erfolg!) wieder in die Charts zu bringen und um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Alle Einnahmen wurden und werden von den Beteiligten (die Ärzte, GEMA, Amazon, iTunes usw.) an PRO ASYL gespendet.
Da war es mir klar, dass ich als Künstler auch etwas tun muss und habe mich an der Aktion beteiligt und den „die Ärzte“ Klassiker gecovert.
Da ich mit DAS ERWACHEN vor allem für (eigene) Inhalte stehe und ich eigentlich nicht vor hatte, bloß Lieder zu covern, habe ich mich ferner dazu entschieden, die Arbeit am Debütalbum zu unterbrechen, um noch einen eigenen ganz frischen Song zu dieser Thematik zu schreiben, der sich weniger mit Leuten beschäftigt, die ihre rechte Ideologie offen zur Schau stellen, sondern mit all den Millionen Kleingeistern, die sich nicht als „rechts“ bezeichnen wollen, weil das ein negativ konnotierter Begriff ist – allerdings zu verfassungsfeindlichen Aussagen Applaus geben, den Braunen hinterherlaufen und in Diskussionen gerne mal die sauber bürgerliche Masken fallen lassen.
Eine Entwicklung, die man auch sehr offen und sehr gut bei der „AfD“ beobachten konnte und immer noch kann.
Es erschüttert mich, mit welch offenem Hass, sich die Menschen immer sozial schwächer gestellte aussuchen (jahrelang war Hartz IV-Bashing IN, dann waren die Griechen fällig, nun die Flüchtlinge), um ihren Unmut an ihnen mit Worten oder brutalen Taten abzuladen.
Diese Doppelsingle ist ein Plädoyer gegen Rassismus und für unser Grundgesetz. Würde man es konsequent beachten und einhalten, gäbe es Anno 2015/2016 keine rechte Problematik in Deutschland.
Der Erlös dieser Doppelsingle fließt, so wie bei der „Aktion Arschloch“ allgemein gehandhabt, zu 100% an PRO ASYL.